Unsere Bücher

 

W. Reitling schreibt sein Leben so, als ritze er Zeichen in einen Baum, oder als schlüge er mit dem Meißel alle Erfahrungen in einen Block aus Granit, auf dem wir auch seine schweren Schritte zu vernehmen glauben. In die arbeitsreichen Tage und die oft einsamen Nächte schreit er die Sehnsucht nach dem Atem, der samtenen Haut, dem sinnlichen Körper von Frauen. Sie sind sein Lebenselixier.
„In ihrer kindlichen Sonnigkeit verbirgt sich Engelhaftes. Eine streichelsüß niedergehende Sternschnuppe!“ – so beschreibt er sie.

Ein neuer, fast möchte man sagen ‚großer‘, Schriftsteller tritt aus der Versenkung eines langen Lebens hervor.

 

„Wortgewaltig. Die Metaphern fliegen einem um die Ohren. An Deutlichkeit trotz Poesie kaum zu überbieten.“
Christian Winkelmann, Berlin

"Wolf Reitling setzt in überbordenden Sprachbildern
Stücke seines von mühsamer Arbeit geprägten Lebens als Bauarbeiter, als Mensch,
als von der sexuellen Ausstrahlung der Mädchen und Frauen getriebener und fantasierender Mann zusammen."

Lesen Sie mehr in der Rezension in den Oberösterreichischen Nachrichten vom 22. März 2019.

 

________________________________________________________________________

LESEPROBE

Nichts wie fort! Die Strapazen-Fratzen spalten sich ab und spulen sich davon. Das Grässliche liegt dir zu Tode gehetzt in den Knochen. Betäubt von dem geleisteten Übermaß an Arbeit bewegst du dich wie zerschreddert elenden Schrittes voran. Du musst einen Teil der düsteren Papierfabrik durcheilen, kannst endlich den bösen Spuk hinter dir lassen. Drastisch herausgeschält tobt es aus den in den Himmel getriebenen Schornsteintöpfen. Energisch qualmend und quellend wetterleuchtet es orangerot, giftig gelb leuchten die Schwaden. Ein widerlicher Schwefelgeruch hält sich, beißend steigt er in die Nase. Rotbraune Klinker und graue Betonsimse ziehen sich solide hin. Die Bauten stammen aus der Hitler-Zeit und geben sich punktuell marode und abgefinstert. Die schweren Mauern starren unglaublich bieder, grau und flau gibt sich der Straßenraum. Das Nächtliche kippt die Verbindungen, die Dinge kursieren entsolidarisiert. Du lässt dich in den Sessel fallen, lässt die markant überfordernde Wirklichkeit hinter dir. Sich endlich der dumpfen Müdigkeit hingeben. Es gibt noch anderes. Balancen sind zu finden, Heilsameres ist zu feiern. Der Abend ist auf Kante genäht, spielt keine Rolle mehr.
Du wendest dich den daunenweichen Fabeln zu, verkuppelst dich dem schönen Rauch. Die Linie ist definiert, da schießt so viel Warmes, so viel feuchte Luft nach oben. In einem wohligen Nebel drangsalieren archaische Organe. Die Begierde führt angespalten Versemmeltes. Das Schnabulieren penetriert als aufgekochte Thermik, züchtigt mit siebenunddreißig Grad plus. Da wird auf Pferdchen aufgeritten, da werden exzessive Attacken mobilisiert. Du hast es dir selber abgedunkelt. Die Rosengirlanden der Innerlichkeit führen fantasievoll das Unnachahmliche an. Erlesene Küsse gehen ans Machbare: Jenseits aller dicken Freundschaft tankst du im allseits gelobten Land. Mit unvergleichlichen Blumengebinden stürmst du an starke Weiblichkeit, holde Klanggemälde hofieren. Es ist eine Wonne, befriedigende Register zu ziehen. Es ist ein Dürsten gegen den Strich. Dieses großherrlich beschwingende Hosianna bringt dich an die Leine. Es ist ein Leben im Geheimen. Der Pflaume Schwärze ist dargeboten als erotisches Narkotikum. Den Draperien entschweben nackte Putten und Engelchen. Der Sterne Kiel legt eine wunderbare Rammelrolle frei. Du musst deiner Rolle treu bleiben, das versetzt dir neuen Schwung. Du hängst mit der Zungenspitze zwischen den Hauterhebungen fest. Mit großer Fanfare erscheine die feiste Blöße, steil aufgezogen versprühe sich Nacktärschiges. Eine absolut hammergeile Stimme bestückt sich. Der fulminante Pissgeruch ist keine Belästigung mehr, da steckt ordentlich Sound darin. Delikat ist dieses Skandieren, dieser eingelagerte Moorstrich der Möse fordert heraus. Du hast dich bei der Stange zu halten, musst die Dunkelheit haben. Das ist die Verklärung für eine irrsinnige Projektion. Der Doppeltrichter ist der fleischliche Punkt im Höllenkreis.
Man denkt und rechnet in flitschrigen Fischen und Vögeln. Schwer setzt sich dieses herausmodulierte Knuddelwesen ein, delphinisch Hinreißendes gehorcht einer Symmetrie. Zusammengewölbtes geht dich an, Respektables steht hart an. Von welchem Adel du auch kommen magst, es umjubelt prächtiges Sommerwetter. Die Aussichten sind heiter, darauf kannst du abtanzen. Die Klampfe schwingt mit den Ozeanwellen. Man will stets ein Mehr von allem. In nächtlichen Glückspaarungen willst du dein abgelöstes Leben verwirklichen. Sinnesfrohe Empfindlichkeiten bedrängen auf das Wildeste, sind eine zum Himmel trillernde, dengelnde Musik. Du setzt auf geschlossene Vorhänge, setzt auf Ausschweifendes. Du vertiefst dich in die erotischen Assoziationen und Einflüsterungen. Dein Blut verkauft sich konstruktiv. Was rausmuss, muss raus! Du bist Gottes heißes Werkzeug, nimmst die Fleisch- und Duftpolster in Empfang. Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Es ist ein wildes Fest für die Finger, sie postulieren eine dunkle Energie. Es ist die Ausblendung der Mikroben. Die Feinde meines Feindes sind meine Freunde. Man muss mit sich kämpfen, der Mond ist so nahe. Es ist entsetzlich, im Triebstau zu verharren. Klarer gesagt: Wichsen als negativer Irrsinn, als abstoßendes Element knapp unterhalb einer Vergewaltigung. Es ist eine Folter, ohne richtigen Sex zu sein, ohne Fummel zu verglühen. Es reizt einen immer wieder. Aufgreifen und Begreifen. Man wird auch direkt angesprochen: Wo sind die zündenden Ideen, wo sind die Meerjungfrauen, die Männer ansprechen? Der Stier nimmt dich mit den Hörnern. Der absurde Moment wird zum grobschlächtigen Schutzpatron. Der gehörnte Gott und Zorro sind das Symbol für ein sich in Position bringendes Aufbäumen. Das ist floral abgedrehtes Opium von höchster Wirksamkeit.
Die sonderbare Blumennahrung forciert eine Feier für heftig Weibliches. Das Herz geht dir auf. Als Trüffelschwein wilderst du hinreichend robust im Kuriosen. Du bist süchtig nach der besonderen Note mit Geschmack. Der Mensch mit Stierkopf und harter Brechstange holt dich ab. Er reiht sich ein in den kaum handsamen Wasserstaub, riecht zudem nach Pferden, vereint sich zu einer besonderen Kraft. Bewahrt hast du dir eine konfuse Zärtlichkeit.

____________________________________________________________________________________

Informationen zum Buch

Wolf Reitling, Tage, von Nächten gehalten. Eine Religion des Fleisches

ISBN:  978-3-903190-08-5
1. Auflage Juni 2018, Hardcover, Fadenheftung, Lesebändchen
244 Seiten, € 24,20

 

 

 

Heroslider-Startseite-Buchseite-Autorenbild-Rund_tage_naechte04 Buch auf Kante StartseiteHeroslider-Startseite-Buchseite-Autorenbild-Rund_tage_naechte04 Buch auf Kante Startseite

 

BESTELLEN SIE DAS BUCH BEQUEM PER MAIL

Bitte geben Sie in der Mail bekannt,
wohin wir das Buch liefern dürfen, wie wir Sie gegebenenfalls per Mail
oder Telefon erreichen und wieviele Exemplare Sie gerne hätten.
Ihre Daten werden nur für die Abwicklung der Bestellung verwendet und nicht an Dritte weitergegeben.

Bezahlen können sie bequem nach Lieferung
durch eine Banküberweisung.

Der angegebene Preis € 24,20 versteht sich inkl. 10% Mwst.
und zzgl. 3 Euro Versand.