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Erland Maria Freudenthaler legt mit seinem literarischen Erstling
eine fein gesponnene, sprachlich gekonnte Erzählung
über die Wirrnisse und Abenteuer des Heranwachsens
und die kleineren und größeren Begebenheiten kleinstädtischen Lebens und Erlebens vor.
Die Geschichten und Episoden kreisen um die facettenreiche,
von großer Zuneigung geprägte Beziehung zweier Brüder
und die amüsanten und bewegenden Herausforderungen ihres familiären Alltags.

Mit unverstelltem Blick und treffsicherer Ironie ermöglicht uns der Autor
vergnügliche und berührende Einblicke in persönliche Erinnerungen von allgemeiner Gültigkeit. 

(Thomas Baum, Schriftsteller und Drehbuchautor) 

Rezension auf der Seite www.clubalpha.at

Rezension von Wolfgang Kauer, Literaturhaus Wien

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LESEPROBE

Das Erste, woran ich mich im Zusammenhang mit meinem Bruder vage erinnere, ist ein Unfall.
Ein folgenschwerer Unfall.
Er geschah um seinen dritten Geburtstag, etwa zur Sommersonnenwende des Jahres 1968.
Tatsächlich erinnere ich mich nicht im Detail daran.
Es ist zu lange her, und im Nebel der Vergangenheit kaum mehr als ein schemenhaftes Bild. 

Allerdings habe ich vor ein paar Monaten Aufzeichnungen gefunden, die ich als Teenager geschrieben
und in denen ich mich mit den noch heute wunderlich anmutenden
und mittlerweile zum Mythos verdichteten Kindheitserlebnissen beschäftigt hatte.
Ich dachte damals –
beeinflusst durch die Lektüre von Adalbert Stifter und anderen,
für einen gerade der Kindheit entwachsenen Jungen wenig geeigneten Schriftstellern –,
dass ich selbst ein großer Literat werden wollte.
Doch außer ein paar Gedichten, die ich zu Papier brachte
und auch heute noch hin und wieder mit recht gemischten Gefühlen lese,
ist aus dem einstigen Wunschtraum nichts geworden.
Die schwülstigen Auswüchse eines zum ersten Mal verliebten Jungen
hätten niemals für eine ernsthafte literarische Karriere gereicht,
geschweige denn hätten die unbedarft hingekritzelten Erinnerungen eines Fünfzehnjährigen
eine besondere Form von Talent erkennen lassen können.
Jedoch der Inhalt der damals aufgeschriebenen Erinnerungen war faszinierend.
Und während ich sie las, kamen nach und nach die schemenhaften Einzelbilder wieder,
verdichteten sich und traten als bewegte Szenen aus dem Nebel der Vergangenheit hervor.

Obwohl ich sicher bin, dass meine damals überbordende Fantasie einige Details in ein bizarres Licht getaucht hat,
so klingt doch der Großteil der Geschehnisse plausibel und sehr vertraut.
Der Rest lässt sich, so man nicht an übernatürliche Dinge glaubt, mit dem Umstand erklären,
dass Vergangenes, immer und immer wieder erzählt, Ausschmückungen erfährt,
die das Erzählte immer und immer wieder von Neuem interessanter machen sollen.
Ich habe daher versucht, meine vor mehr als 40 Jahren gemachten Aufzeichnungen
mit meinem heutigen Ich und dessen rückblickenden Erinnerungen zu verschmelzen,
um ein möglichst wahrheitsgetreues Bild der damaligen Erlebnisse und Ereignisse beschreiben zu können.
Dass dabei einige Rätsel ungelöst bleiben, liegt in der Natur der Sache.
Denn dass die Beziehung zu meinem Bruder bis zum heutigen Tag stark und befruchtend ist,
dass wir bis zum heutigen Tag in ständigem Austausch stehen, ist ein Rätsel. Ein Mysterium.
Und es hat – zumindest im übertragenen Sinne – mit seiner mythenbehafteten Wunde, seinem legendären „Loch im Kopf“ zu tun.

Als erfahrener und mit beiden Beinen im Leben stehender Mittfünfziger ist mir selbstverständlich bewusst,
dass einige der skurrilen Begebenheiten unmöglich wahr sein können.
Andererseits weiß ich als ebenso erfahrener Musiker und Komponist,
dass die Fantasie eine Kraft besitzt, die von ihrem Wahrheitsgehalt unabhängig ist.
Ja oft sogar unabhängig sein muss.
Und ich habe trotzdem den Boden unter den Füßen nicht verloren.
Genau dort, an jenem rätselhaften Ort, an dem sich die beiden Pole, die Fiktion und die Realität, begegnen,
ohne sich auszuschließen, liegt das Rätsel des Lebens.
Und der Liebe.
Und der Geschichten, die das Leben schreibt.

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INFORMATIONEN ZUM BUCH

Erland Maria Freudenthaler
MEIN BRUDER, DER STADTRAND UND ICH
ISBN:  978-3-903190-52-8
1. Auflage April 2022
Hardcover, Fadenheftung, Lesebändchen
132 Seiten, € 22,00

 

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