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Kann eine Mutter den Tod ihres Kindes überleben?

Luna ist ein kleiner fröhlicher Wirbelwind.
Mit ihrem herzlichen, unbekümmerten Wesen bringt sie ihre Patchworkfamilie näher zusammen.
Plötzlich stirbt das Mädchen unter unerklärlichen Umständen.
Nach Lunas Tod versinkt ihre Mutter in eine tiefe Traurigkeit,
unfähig, sich um sich selbst und die restlichen Familienmitglieder zu kümmern.
Am Grab ihrer Tochter gibt sie ein fürchterliches Versprechen ab.
Als auch noch der Rest der Familie zu zerbrechen droht, erhält sie plötzlich eine Botschaft.

Hin- und hergerissen zwischen dem Gedanken, verrückt zu werden,
und der Hoffnung, tatsächlich eine Botschaft von ihrer Tochter erhalten zu haben,
muss sie sich schlussendlich ihrer persönlichen Wahrheit stellen.
Luna hat sie nie verlassen und auf wunderbare Weise einen Weg gefunden, sich ihrer Mutter mitzuteilen.

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LESEPROBE

Abschied nehmen

„Mama?“ Julians braune Augen blickten prüfend an mir hoch.
In den Händen hielt er ein kleines rotes Flugzeug, das ein Geschenk seiner Stiefoma war.
„Weißt du, was cool wäre? Wenn mein Flugzeug ganz hoch in den Himmel steigen könnte.
Dann würde sich Luna daraufsetzen, damit nach unten fliegen und wäre wieder bei uns.“

Hier lag sie nun, mein kleiner Engel.
Es war inzwischen eine gute Woche vergangen, ich kann es nicht genau sagen.
Mein Zeitgefühl täuschte mich seit jener Nacht.
Sekunden fühlten sich an wie quälend lange, unerträgliche Stunden.
Selbst die Zeiger unserer Uhren schienen sich gegen mich verschworen zu haben.
Immer wieder aufs Neue präsentierten sie mir die schonungslose Wahrheit.
Stunden- und Minutenzeiger verhöhnten mich und drehten sich
mit äußerster Präzision und konsequenter Zuverlässigkeit weiter, Runde um Runde.
Jeden einzelnen verdammten Tag.
Pausenlos und unbeirrt, während hingegen für mich alles stillstand.

Der zarte Körper war auf eine rosa Kuscheldecke gebettet.
Sie trug die pink-türkis-farbenen Turnschuhe mit ihren Lieblings-TV-Hunden darauf,
die sie sich einige Wochen zuvor stolz im Schuhgeschäft ausgesucht hatte.
Erst vor kurzem hatte sie gelernt, sich selbstständig anzuziehen,
und sie war ein richtiger Sturkopf gewesen, wenn es darum ging, welches Schuhwerk sie tragen wollte.
Eine pinkfarbene Kappe bedeckte den Großteil der feinen, blonden Lockenpracht.
Der Rest davon ließ sich in kleinen Kringeln sanft auf ihre Schultern hinunterfallen.
Ihr Papa hatte ihr noch ein letztes Mal sorgfältig die Haare gekämmt, bevor man sie von zu Hause abgeholt hatte.
Der Bestatter hatte uns vorweg zu einer Kopfbedeckung geraten,
um die Schnitte der Obduktion größtenteils vor den Augen der Angehörigen zu verbergen.
Unter dem Rand der Kopfbedeckung lugten ein paar Stirnfransen hervor, die ich unlängst eigenhändig geschnitten hatte.
Als die Corona-Maßnahmen verschärft wurden, mussten die Frisöre ihre Salons schließen
und von einer unmittelbaren Öffnung war bislang keine Rede.
Mehr schief als gerade umschlossen die Strähnen das herzförmige Gesicht.

Ich sah mich um. Hier also standen wir.
Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel.
Lunas ältere Brüder, Jan und Julian, waren bereits mit meinem Mann nach draußen gegangen,
ehe der Bestattungsmitarbeiter den Deckel vom Sarg nahm.
Sie wollten ihre kleine Schwester so in Erinnerung behalten, wie sie zu Lebzeiten gewesen war.
Als den lebensfrohen, quirligen und selbstbewussten Wirbelwind,
der kraftvoll in unsere Familie platzte und ebenso rasch wieder daraus verschwand.
Ich konnte nicht anders und musste sie ein letztes Mal sehen,
um mich zu vergewissern, dass sie tatsächlich tot war.
Insgeheim wünschte ich mir, eines Morgens aufzuwachen und festzustellen,
dass alles lediglich ein Alptraum gewesen ist.
Ich hielt mein Baby im Arm und presste es fest an mich.
Sein Name war Phillip und er war vier Wochen zuvor im Krankenhaus nebenan auf die Welt gekommen,
gerade noch rechtzeitig, bevor die ersten Corona-Beschränkungen in Kraft traten.
Die Regelung der Regierung gab auch klare Richtlinien für Begräbnisse vor, die ausnahmslos einzuhalten waren.
Die Beschränkungen gestatteten es fünf Personen, sich zur selben Zeit innerhalb eines Raumes aufzuhalten.
Alle Anwesenden waren dazu verpflichtet, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen
und einen Mindestabstand von einem Meter einzuhalten.
So fand jeder seinen Platz um den Sarg.
Er war in der Mitte des Raumes aufgebahrt und aus hellem Holz gefertigt.
Jemand, den ich nicht kannte, hatte sich die Mühe gemacht und Blumen in jede Seite geschnitzt.
Am hinteren Ende befand sich ein Tisch, darauf stand ein Foto unserer Tochter,
links und rechts davon zwei Vasen.
Inmitten der bunten Sommerblumen lugte ein zarter Schmetterling hervor,
seine grasgrünen Flügel waren weit aufgespannt.

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INFORMATIONEN ZUM BUCH

Anika Schäller
IM HIMMEL GIBT ES ERDBEEREN
Über den Verlust meiner Tochter und das Wunder, ihr wieder begegnet zu sein
ISBN:  978-3-903190-39-9
1. Auflage März 2021, Hardcover, Fadenheftung, Lesebändchen
232 Seiten, € 22,00

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